Bekam eine Merzhäuserin ein Kind, das meist im Haus geboren wurde, so kochten die Nachbarinnen z. B. die stärkende Biersuppe und brachten sie ihr.
War eine Frau krank, sprangen auch die Nachbarn ein mit Essen kochen und putzen.
Waschen:
Wenn am Waschbrunnen das Wasser knapp wurde, ging es mit dem Leiterwägelchen und der Wäsche an den Wimbacher Born. Dort konnte sie ausgewaschen und gebleicht werden. Bei schönem Wetter wurde sie dort auch getrocknet. Gebleicht wurde auch am Dorfweiher.
Nebenarbeit:
Um etwas Geld zu verdienen, brachten die Frauen Butter, selbst gemacht und mit Brunnenwasser geknetet und Eier nach Friedrichsdorf und Köppern zum Verkauf oder nach Bad Homburg. Da brachte man die Sachen mit einem Pferdefuhrwerk nach Hausen an den Zug. Auch Heidelbeeren, die man morgens in Mauloff oder am Sandplacken gepflückt hatte, wurden in den Städten verkauft, ebenso Pfifferlinge. Die Frauen freuten sich über jeden Groschen.
Wir sammelten auch Holunderbeeren. Walter Struck brachte sie mit seinem Holzvergaser nach Brandoberndorf und kam mit dem fertigen Sirup zurück. Zucker war Mangelware und so wurde oft mit Holundersirup gesüßt im Herbst kamen die Frauen zusammen, um Latwerge zu kochen. Die ,,Quetsche" wurden am Abend gemeinsam entkernt und das Mus die ganze Nacht gerührt und dabei natürlich auch getratscht. Nach getaner Arbeit gab es Kaffee und Kuchen. Wusste man von einem Liebespaar, so streute man einen Pfad mit Zwetschenkernen zwischen den Häusern der beiden.
Die Spinnstubb:
Im Winter kamen wir täglich zusammen zum Stricken und Handarbeiten. jede Woche wurde am Abend in einem anderen Haus gearbeitet und dazu erzählt, gelacht und gesungen, gesponnen wurde selten.
Nach Kriegsausbruch strickten wir Socken für die Soldaten. Mit dem Zug wurden sie zur zentralen Wollsammlung nach Weilburg gebracht. Schafwolle war nun sehr kostbar geworden und das Spinnen kam wieder in Mode.
„Aus Alt mach Neu“ am Ende des Krieges:
Gegen Ende des Krieges bekamen wir vom Flugplatz die Fallschirme der abgeschossenen feindlichen Bomberpiloten. Aus der Fallschirmseide handarbeiteten wir Frauen u. a. Handschuhe, Strümpfe und Kinderkleidung. Die benutzten wir selbst oder verkauften sie. Oft liefen wir damit bei Wind und Wetter zu Fuß nach Arnoldshain hin und zurück.
Der Spenglermeister Würsdorfer machte aus den Aluminiumtanks der kaputten Flugzeuge allerlei Haushaltsgeräte: Eimer, Töpfe, Schüsseln, Siebe. Bei uns Frauen sehr begehrt, denn so vieles war verbrannt.
Kolonialwarengeschäft Moses - später Kreutz:
Mein Großvater hatte schon einen ,,Konsum" im jetzigen alten Haus von Prösers, betrieb aber auch noch Landwirtschaft. Eines Tages war er mit einem Kuhgespann unterwegs in Richtung Landstein, um am ,,alten Steinchen" auf seinem Feld zu arbeiten. Da kamen ungute Strolche vorbei und nahmen ihm den Pritschenwagen ab. Mein Großvater kam nur mit den zwei Kühen wieder nach Hause.
Mein Vater, Otto Moses, hatte seinen Laden in der Weilstraße. Aber unser Wohnhaus mit Geschäft war beim Luftangriff der Amerikaner bis auf den Keller heruntergebrannt. Wir kochten und aßen im Haus von Edda Best, schliefen woanders und halfen Albert Moses {Muffgasse) bei der Landwirtschaft, damit er auch unsere Felder bearbeitete.
Mein Vater eröffnete zunächst ein Geschäft in der ,,Schillerschule" (heute Weilstraße 22). Dieses Haus war ein Erholungsheim für Frankfurter Kinder aus der Schillerschule gewesen.
Mit Genehmigung der Militärregierung konnte man 1945 Baracken vom Flugplatz ab- und nach Bedarf wieder aufbauen. Mein Vater holte eine große Baracke und stellte sie im Garten auf. Da kamen Zimmerleute aus Anspach, die wollten die Baracke wieder abbauen und mitnehmen: Wir haben sie auf dem Flugplatz aufgebaut und haben sie nicht bezahlt bekommen."
August Nöll hat uns gerettet, die Baracke blieb stehen, ein Laden wurde eingerichtet und wir konnten dort wohnen. Doch nicht die Großeltern. Zu wenig Platz! Tagsüber wohnten sie auch hier, aber abends liefen sie zu Minna Nöll zum Schlafen, im Winter oft mit der Stalllaterne.
1949 konnten wir wieder ins neu errichtete Haus einziehen. So mancher Kellerstein wurde gesäubert und für den Neubau wieder verwendet.
Lebensmittelkarten
Lange Zeit konnten die Leute nur mit "Märkchen" Lebensmittel einkaufen. Jeden Abend saßen wir und klebten sie in ein Heft, das dann zum Amtsgericht nach Usingen gebracht werden musste.